Mehl
Menschen / Aktuelles

Köstliches aus der Dübener Heide: GENUSS HALTESTELLE bietet heimatliche Spezialitäten

Regionalität: Die wird in der Dübener Heide groß geschrieben. Die Bewohner dieses Landstriches lieben ihre Heimat und schätzen sie wert. Diese Verbundenheit zeigt sich auch im Kulinarischen. Viele Menschen in der Gegend konsumieren mittlerweile ganz gezielt regionale Produkte und bevorzugen sie gegenüber dem, was der Discounter um die Ecke in den Regalen hat. Dass die Nachfrage nach solchen Qualitätsprodukten steigt, ist auch der Verdienst von Elke Großkopf, die in dem kleinen Heide-Dörfchen Tornau die “Genuss Haltestelle” betreibt. Das besagte Angebot bei den einschlägigen Discountern war einer der Gründe, warum sie sich selbständig gemacht hat. Hinzu kam, wie so oft, der Zufall. Als im Ort ein geeigneter Laden leer stand, machte sie Nägel mit Köpfen und überwand ihre Bedenken, die sie zuvor im Zusammenhang mit einer Selbständigkeit hatte. Zählen kann sie dabei auch immer auf ihren Mann – ein großes Plus für die Unternehmerin (beide im Bild). Wir haben sie interviewt:

Liebe Frau Grosskopf, Sie sind mit Ihrer „Genuss Haltestelle“ im Herzen der Dübener Heide mittlerweile ein gefragter Anziehungspunkt, wenn es um regionale Lebensmittel geht. Dabei wollten Sie ursprünglich gar nicht selbständig sein. Erzählen Sie doch mal!

 

Ich hab Restaurantfachfrau gelernt in den Ende der 80er Jahren und wollte eigentlich immer meine kleine Gaststätte haben. Naja mit Familie und Kindern war dies immer verschoben und ich war immer ein “Schisser”; ehrlich gesagt.
Elke Großkopf und ihr Mann

Was wenn es schief geht? Es hat halt immer auch mit Geld zu tun. So habe ich immer “nur” in Gastronomie und Handel gearbeitet und viel Erfahrungen, auch in gehobenen Positionen zum Teil, gesammelt.

Ihr Geschäft befindet sich in Tornau, ganz in der Nähe der bekannten Heide-Kurstadt Bad Düben. Wie hat es Sie dorthin verschlagen und was bietet der kleine Ort?

Ich habe meinen jetzigen Mann 2012 kennengelernt und er hatte hier nun ein Haus gebaut. Somit war die Entscheidung gefallen. Arbeiten kann ich überall, aber ein Haus kann man nicht einfach mitnehmen. Und ehrlich… ich hab mich immer in einem Haus mit Hund und Familie gesehen.  Tada 🙂  Ich wurde hier fantastisch aufgenommen und konnte auch durch meine Arbeit, wieder Gastronomie und Handel, viele Menschen kennenlernen, die mich in vielerlei Hinsicht auch ein Stück meiner Selbstständigkeit näher gebracht haben.

Ihre Intention, die „Genuss Haltestelle“ zu eröffnen, war Ihre Unzufriedenheit mit der Produktpalette in den Supermärkten. Sie vermissten frische, gesunde und vor allem regionale Produkte. Wann genau trafen Sie die Entscheidung, ein Geschäft zu eröffnen, das genau diese Angebotslücke schließt? Und welche Unterstützung erfuhren Sie?

2021 haben wir mit Freunden zusammengesessen, beim Nachbarbier und kamen im Gespräch auch auf das Thema “Einkaufen”. Einkaufen hat mir schon lange keine Freude mehr gemacht. Es gibt in den Discountern überwiegend Obst und Gemüse aus dem Ausland, viele Produkte mit unschönen Inhaltsstoffen und damit auch sehr ungesund.
Birnen

Ich wollte dies alles nicht mehr. Und dann sagte mein Mann: “Mach einfach, im Dorf steht der alte Konsum leer. Schau ihn dir an und dann los.” Er nahm mir auch die Angst, wenn etwas schief geht. “Dann ist es halt so” sagte er.  Und somit ging die Recherche der Produkte los und damit auch eine Menge Bürokratie und Verwaltung.

Sie bieten in der „Genuss Haltestelle“ vielfältige regionale Produkte aus der Dübener Heide und deren Umgebung an. Wie gestaltete es sich, diese Produktpalette zusammenzustellen?

Vieles haben wir zu Beginn im Internet nicht gefunden. Einiges schon, so dass es zu Beginn gereicht hat. Nach der Eröffnung kamen dann viele Kunden auf uns zu. Auch auf den Festen und Märkten trafen wir immer mehr kleine Unternehmen aus Sachsen und Sachsen Anhalt. So haben wir auf diese Weise viele neue Produkte gefunden. Durch Schauen und fragen. Mittlerweile sind es fast 30 Hersteller.

Ich biete auch Menschen, die selbst etwas herstellen ein kleines Portal an. Beispielsweise für Handarbeiten oder ähnliches. Auf diese Weise hat sich bereits eine beachtliche Angebots-Palette entwickelt.
Handarbeiten

Es gibt zudem die Bücherbörse und wir führen im Geschäft auch GLS und einen DPD-Paketshop. Im ländlichen Raum ist das für die Einwohner eine große Hilfe, so dass für ein Postpaket keine großen Entfernungen zurück gelegt werden müssen.

Welches Sortiment hat sich bei Ihnen eingespielt? Und: Gibt es ausgefallene kulinarische Highlights, die es SO nur in der Region Dübener Heide gibt?

Das Sortiment beinhaltet mittlerweile fast alle Grundnahrungsmittel. Unsere kulinarischen Highlights sind mittlerweile unsere tierischen Produkte:

BioBison aus Wermsdorf, Strauß aus Hohenprießnitz, Ziege aus Süptitz, BioSchaf aus Pratau, Hühnchen aus Rackwitz, Schwein und Wild aus Schlaitz. Diese Betriebe sind zum größten Teil Bio und Freiland und kleine Familienbetriebe. Selbst unser Schlaitzer Fleischer hat seine eigenen Tiere. Nichts kommt aus der Massentierhaltung.
Wurst

Da schmeckt man die Liebe zur Arbeit, zu den Tieren und überhaupt. Absolut ein Genuss! An Feiertagen wie Ostern, Pfingsten, 1. Mai und so weiter, legen wir viele dieser Köstlichkeiten auf den Grill. Damit ziehen wir unsere Kunden ebenso an wie vorbeifahrende Touristen und Ausflügler, die einfach anhalten, wenn der Grill draußen steht.

Wie reagierte das Umfeld auf Ihren Laden – nahmen die Menschen aus der Gegend ihn gleich an?

Am Anfang schon, klar – die Neugierde. Dann wurde es etwas ruhiger, aber mittlerweile haben wir einen festen Kundenstamm und es werden immer mehr. Das hängt auch damit zusammen, dass wir mit unseren Produkten viel Caterings realisieren und auf Märkten präsent sind. Auf den Festen haben wir regen Zulauf. Aber vom Laden allein könnten wir noch nicht leben. Wir wollen auch keine Moralapostel sein. Nur gesunde Ernährung ist wichtiger denn je.

Heute haben Sie die erwähnte Stammkundschaft und sind – nicht zuletzt durch ihre nahbare, unkomplizierte Art – nahezu eine Institution in der Region. Worauf legen Ihre Kunden am meisten wert?

Genau auf meine Art, denke ich. Immer ein Lächeln, kein Aufdrängeln, Mensch sein. Das macht es – glaub ich – aus.

Was feiert man so in der Dübener Heide? Und: Welche Veranstaltungen bereichern Sie mit der “Genuss Haltestelle”?

Das Festjahr beginnt im März mit der Heidemesse. Sie hat einen wirklich regen Zulauf. In diesem Jahr waren wir das erste mal vor Ort und konnten uns vor Anfragen kaum retten. Es hat Riesenspaß gemacht! Dann geht es weiter mit dem Naturparkfest, mit Kettensägen-Kunst in Tornau, dem Entenrennen in Eilenburg, Pfendts Hoffest, Hoffest des Obsthof Zwicker, Ostern im Tierpark Delitzsch, Kräuterfest und Gemüsezauber bei den Hohenprießnitzer Landfrauen, Bisonfest in Wermsdorf, Brunnenfest in Dommitzsch, Abfischen im im Schadebachteich, Herbstmarkt am Heide Spa, Mühlenfest und vieles mehr.
Nudeln

Es wird wahnsinnig viel gefeiert in unserer Region, sodass wir gar nicht auf allen Festen dabei sein können. Selbst außerhalb der Dübener Heide werden wir schon angefragt. So beispielsweise für den Herbstmarkt im Tierpark Dessau oder den Weihnachtsmarkt in Kloster Zinna. Wir haben auf einigen Festen schon unseren festen Standplatz. Ja, es ist immer viel Arbeit, alles zu packen, vorzubereiten, aufzubauen, etc., aber es macht echt viel Freude mit den Leuten zu sprechen, sie probieren zu lassen und ihnen unser Konzept zu erklären.

Können Sie feststellen, dass mittlerweile mehr Verbraucher in Ihrem Einzugsgebiet regionale Produkte kaufen oder ist es nur eine besser betuchte Personengruppe?

Beides. Obwohl unsere Produkte nicht so billig, wie – sagen wir mal – im Discounter sind, haben sie aber einen entscheidenen Vorteil. Sie sind gesund und man isst dadurch auch viel weniger. Und das macht sich dann auch im Geldbeutel sichtbar. Ich kann da auch von uns privat sprechen. Bei uns landen 90% aus dem Laden auch auf unserem Tisch. Natürlich bin auch ich ab und zu noch im Discounter zu finden. ABER: Wir merken es an uns, wir leben viel gesünder und benötigen wirklich weniger Lebensmittel. Ich koche jeden Tag für meinen Mann und mich. Und auch das geht mit regionalen Produkten sehr günstig. Und vor allem leckerer.

Sie selbst produzieren auch eigene Spezialitäten – welche sind das? Und: Was sind die Verkaufsschlager in der „Genuss Haltestelle“?
Dips und Salate

Ja, dies hat sich eigentlich am Anfang daraus entwickelt, dass doch immer Obst und Gemüse übrig war. Ich wollte einfach nichts wegschmeißen, es kostet ja alles schließlich Geld. Somit habe ich in alten Rezepten meiner Oma gestöbert und auch Google zeigt einiges an tollen Rezepten auf. Deshalb entwickelte sich das Selbermachen immer mehr.

Von Gurkenmarmelade bis zur Tomatensoße gibt es fast alles. Und ganz klassisch wie bei Oma früher eingeweckt. Birnensenf, Letscho, Gurkenlikör, Spargelmarmelade…ich probiere da sehr gern rum. Wenn die Kunden solche Spezialitäten dann probieren, findet sich vom  Liebhaber bis zum “Nichtmöger” alles. Aber das ist vollkommen normal.

Ein Geschäft führen, mit den verschiedensten Menschen – Kundschaft als auch Erzeuger – kommunizieren, auf Privatfeiern und öffentlichen Veranstaltungen

unterwegs sein, Buchhaltung, Einkauf, Marketing….Wie und wo schalten Sie ab und laden Ihre Batterien wieder auf?

Zu Beginn – damals 2021 – hatte ich den Laden als Testlauf jeden Tag von früh bis abends offen. Das war sehr anstrengend, da die Abendstunden noch für den Schreibtisch genutzt wurden und man eigentlich kein Familienleben mehr hatte. Während des Strassenbaues und der Vollsperrung unseres Dorfes 2022 hatte sich dann eine kürzere Öffnungszeit etabliert.

Ich konnte so alle Aufgaben besser unter einen Hut bringen. Auch jetzt arbeite ich noch jeden Tag. Es müssen Angebote erstellt und Rechnungen geschrieben werden, Buchführung, Einkauf, Putzen, etc. Es kann nun alles besser eingetaktet werden. Das bringt viel Struktur in den Tag. Aber trotz allem genieße ich auch die wenige Zeit daheim, mit Mann, Hund und Garten. Wir sind keine Urlaubsmenschen mit 2 Wochen wegfliegen oder so. Ruhe daheim, mit Freunden zusammen sitzen oder einfach mal ein Buch lesen mit einem Gals Wein…Das reicht mir schon. Und: Bei Gartenarbeit und Rasenmähen kann man auch super abschalten im Kopf!

Mehr Infos zur “Genuss Haltestelle” finden Sie hier.

Copyrights / Bilder: Elke Großkopf

"