Dübener Heide: Alte und neue Lost Places
Sonnenschein, herrlicher Schnitzelduft und viele Autos, die den Parkplatz ansteuern: So haben die “reiferen” Leute, die schon früher mit der Familie gern in der Dübener Heide unterwegs waren, die Top-Gaststätten in DDR- und Wendezeiten in dieser Region in Erinnerung. Allen voran dürfte das Rote Haus – gelegen an der B 2, zwischen Krostitz und Bad Düben – vielen noch gewahr sein. War es doch das erste Haus am Platz oder besser gesagt: Am Wald. Zumindest, was die Gegend an der B 2 zwischen Leipzig und Bad Düben anbetrifft. Hier traf man sich mit Verwandten, hier aß man am Wochenende mit der Familie und hier war auch immer bestens für den Verdauungsspaziergang nach dem Essen gesorgt. Zwei beschauliche Wege durch Wald und Flur luden zu ein paar Schritten ein, wenn das Essen allzu üppig war. Und das war es damals bekanntlich.
Zu DDR-Zeiten eine Spitzenadresse – heute Lost Place
Die Lokalität war in Zeiten des Mauerstaates stets auch Treffpunkt für Gäste der Leipziger Messe, wenn diese Lust auf etwas abgelegenere Treffpunkte abseits des Großstadttrubels hatten. Seinerzeit – man glaubt es heute kaum – wurde in den Abendstunden sogar Tanz und Barbetrieb geboten. Das ist lange vorbei. Seit vielen Haaren fristet die markante Immobilie eher ein trauriges Dasein und scheint zum Lost Place zu verkommen.
Im Schaukasten hängt ein trauriger, jahrealter Zettel, der die Absage eines Pilzkurses verkündet und auf der einstigen Terrasse holt sich die Natur so langsam ihr Territorium zurück.
Hinter den Gardinen, die allesamt noch hängen wie in alten Zeiten ist alles Leben erstarrt, nichts tut sich. Dabei sah es in den vergangenen Jahren ganz danach aus und in einigen Abständen wurden immer wieder neue Pächter respektive Besitzer vorgestellt.
Stets mit dem Hinweis, dass in dieser Institution der Betrieb wieder aufgenommen wird. Bis heute hat sich nichts getan – das Rote Haus bleibt wohl bis auf weiteres ein verlassener Ort.
Der nächste verlassene Ort liegt gleich nebenan
An selbigem schliesst sich allerdings gleich das nächste Ensemble an, das wie ein Lost Place anmutet: Das einstige “Grieps Heidehotel”. Der großzügige Komplex, zu dem ein weitläufiges Gelände, sowie ein Spielplatz und Wohneinheiten gehören, wirkt zwar verlassen, doch ein bißchen auch wie “nur kurz geschlossen”. Die nach der Wende erbaute Anlage ist noch ganz gut gepflegt, im einstigen Gastraum steht das Mobiliar noch so, als kämen gleich Gäste um die Ecke.
Dass das Anwesen zum Verkauf steht, ist kein Geheimnis. Ein großes Schild zeugt davon und auch im Internet ist davon die Rede. Auch Versteigerungen soll es zu diesem Areal schon gegeben haben, bislang aber sucht man Informationen zu einem aktuellen Besitzer oder gar einem etwaigen Weiterbetrieb vergeblich.
Auffällig ist, dass im hinteren Bereich des Anwesens Wohneinheiten bewohnt zu sein scheinen, es ist immer mal Begängnis. Ob hier noch einmal neues Leben einzieht und die Speisekarte mit einem leckeren Tagesangebot aufwartet, ist dahingestellt.
Der einst so beliebte Kohlhaasen-Krug steht leer
“Still ruht der See” heißt es auch beim legendären “Kohlhaasen-Krug” in Wellaune, der zu DDR-Zeiten ebenso eine erstklassige Adresse für ein Mittagessen während des Sonntagsausflugs war. Vielen wird der imposante Gastraum des über 500 Jahre alten Lokals in Erinnerung sein, an dessen Wand die Geschichte von Michael Kohlhase als riesiges Bild verewigt war. Diesem wurden 1532, auf der Durchreise zur Leipziger Messe, vor dem Dorfkrug in Wellaune die Pferde durch den Junker von Zaschwitz gestohlen.
Kohlhase bekam die Tiere nie zurück, seine Geschichte, die als “Pferderaub von Wellaune” in die Annalen einging, wurde über die Jahrhunderte weiter erzählt und prägt die Historie von Wellaune. Dem Ort würde eine gutbürgerliche Gaststätte gut zu Gesicht stehen allein es steht in den Sternen, ob sich die Pforten je wieder öffnen. Dem Vernehmen nach ist der jetzige Besitzer, der das Haus nach der Wende erwarb, in Amerika zuhause.
Aus den USA stammten auch jene Leute, die bis vor kurzem noch hochfliegende Pläne mit Schloss Schnaditz hatten – der nächste Lost Place, nur einen Steinwurf von Wellaune entfernt. Das Ensemble besteht aus einer Wasserburg und einem Schloss und kann mit einem imposanten Wehrturm aufwarten. Gelegen mitten im Ort reicht seine Geschichte bis in das Jahr 1237 zurück.
Schloss Schnaditz: Geplatzte Träume
Die verlassene Anlage wurde vor wenigen Jahren von einer deutsch-amerikanischen Investorengruppe gekauft, die aus dem Gemäuer ein schickes Hotel machen wollte. Das Vorhaben erwies sich als Luftblase und endete schließlich mit dem unrühmlichen Auszug der Besitzer und der Rückübertragung des Schlosses an die Stadt Bad Düben.
Nach neuen Plänen oder/und Besitzerin sieht es derzeit nicht aus und so kann auch das Schloss Schnaditz, das zu großen Teilen verfallen und baufällig wirkt, als Lost Place bezeichnet werden. Schöner ist der dazugehörige Schlosspark, der zu ruhigen, idyllischen Spaziergängen einlädt.