Ruheforst vor den Toren der Dübener Heide: Ewigkeit unter Bäumen
Die verschlungenen Wege im Ruheforst bei Hohenprießnitz: Sie könnten sinnbildlich stehen für die Lebensjahre eines Menschen, die mit Wegen bekanntlich viel gemeinsam haben. Lebenswege mit Kurven, mit Auf und Ab`s, Höhen und Tiefen. Und da jeder Weg einmal endet, steht auch am Ende des menschlichen Lebens die Frage, wo die Ewigkeit verbracht werden soll? Die allermeisten Menschen werden auf Friedhöfen beerdigt oder bestattet. Doch in letzter Zeit etablieren sich deutschlandweit auch Friedwälder und Ruheforste. So auch am Rande der Dübener Heide – zwischen Hohenprießnitz und Noitzsch, circa eine halbe Stunde von Leipzig entfernt. In einem stillen Waldgebiet, kurz hinter Lindenhayn, hat der Waldbesitzer Marcel Aé einen Ort geschaffen, der auf den ersten Blick überhaupt nicht als letzte Ruhestätte zu erkennen ist. Was natürlich auch daran liegt, dass das Areal einem klassischen Friedhof in keinster Weise gleicht.
Die Dübener Heide als würdevollen Nachbarn: Der Ruheforst Zschepplin ist ein Ort für die Ewigkeit
Im Gegenteil: Der “Ruheforst Tiergarten/Zschepplin”, wie das Areal offiziell heißt, ist ein stiller Wald, der sich erst auf den zweiten Blick als Ort für die Ewigkeit offenbart.
Circa sieben Hektar ist der ungewöhnliche Waldfriedhof, der seine Bestimmung erst auf den zweiten Blick freigibt, groß. Hier finden sich weder Grabsteine, noch Blumenschmuck oder Kerzen. Stattdessen geheimnisvoll anmutende Pfade, die sich idyllisch durch imposante Bäume schlängeln. Markant ist der kleine Andachtsplatz, den Besitzer Aé gestaltet hat. Ansprechende Bänke aus Holz gruppieren sich vor einem stattlichen Kreuz und bilden so unter freiem Himmel einen würdigen Rahmen für Trauerzeremonien.
Im Ruheforst selbst gibt es “Ruhebiotope”, wo Verstorbene ihre letzte Ruhe finden. In dem Bereich, in dem kein Blumenschmuck abgelegt werden darf, teilen sich zwölf Urnen einen Baum. Angeordnet sind die Ruhestätten, die keine Pflege durch Angehörige benötigen, wie das Ziffernblatt einer Uhr – im Kreis. Jeder Platz ist zwei Meter vom Nachbarn entfernt.
Kleine Namensschilder an den Baumstämmen bieten Orientierung. Auf ein Schild mit den Angaben einer verstorbenen Person kann man aber auch schon mal an einem moosbewachsenen Stein stoßen (auf dem Bild aus Pietäts- und Datenschutzgründen verdeckt).
Ein Ort für alle Sinne – dem mit Respekt begegnet werden sollte
Das Konzept des Ruheforsts ist bewusst schlicht gehalten. Schließlich gilt es, den Waldcharakter zu bewahren. Die besondere Atmosphäre an diesem Ort kommt hinzu, so dass man diese mit allen Sinnen und inmitten der Stille in sich aufnehmen kann. Ganz besonders berührend ist das „Regenbogenbiotop“. Hier finden „Sternenkinder“ ihre letzte Ruhe. Für sie gibt es kleine Urnen und eine Eiche, die mit zwei kleinen Metallschildern versehen ist. Jedes der Schilder steht für ein “Sternenkind”.
Der Ruheforst in Zschepplin bietet Hinterbliebenen einen Trauerort ohne die oft als Last empfundene Pflicht der Grabpflege. Er ist jedoch keineswegs nur Angehörigen von Verstorbenen vorbehalten. Sondern mit seinen mystisch wirkenden Wegen offen für alle, die stille Einkehr in der Natur suchen. Es versteht sich von selbst, dass man einem solchen Ort mit Ruhe und Respekt begegnet. Weitere Informationen zum Ruheforst in direkter Nähe zur Dübener Heide finden Sie hier.